Gesamtfahrzeug

Als Gesamtfahrzeug wird der Fachbereich zur Integration der einzelnen Komponenten und

Systeme ins Gesamtfahrzeug bezeichnet. Im Englischen wird gerne der Begriff

„Vehicle Integration“ verwendet. Hierzu zählen insbesondere folgende Themen:

Zur geometrischen Integration gehören zum Beispiel Package und DMU. Mit Freigangsuntersuchungen wird bewertet, ob ausreichend Freigang zwischen den Bauteilen während des Betriebs besteht. Hierbei spielt das sogenannte Toleranzmanagement eine große Rolle. Mit Einbauversuchen wird die Erreichbarkeit zur Montage, Demontage, Service und Wartung beurteilt. Ergänzt werden diese Untersuchungen durch eine ergonomische Bewertung. Mit dem Begriff „Licht und Sicht“ werden alle gesetzlichen Vorschriften hinsichtlich Sehstrahlen und Sichtbarkeit bearbeitet. Der überwiegende Anteil der geometrischen Integration erfolgt theoretisch mit der Hilfe von entsprechenden CAX-Programmen. Ergänzt werden diese theoretischen Betrachtungen durch physikalische Aufbauten (PMU) mit deren Hilfe insbesondere Baubarkeitsnachweise, Toleranzbewertungen und diverse Spezialthemen bearbeitet werden.

Die funktionale Integration beinhaltet viele Aspekte, die nicht einheitlich gehandhabt werden und von Unternehmen zu Unternehmen unterschiedlichen Bereichen zugeordnet werden. Hierzu zählen zum Beispiel Aerodynamik, Betriebsfestigkeit, NVH, Klimatisierung, Kühlung und Fahrzeugsicherheit. Fahrdynamik (aktive Sicherheit) wird meistens dem Fachbereich Fahrwerk zugeordnet. Die elektrische Integration ist quasi immer Aufgabe des Fachbereichs Elektrik. Ein wichtiger Aspekt im Rahmen der funktionalen Integration stellen die Gesamtfahrzeugfahrversuche dar. Diese werden unteranderem unter extremen klimatischen Bedingungen durchgeführt, den sogenannten Sommer- und Winterfahrten. Hierbei werden zum Beispiel das Verhalten bei Hitze, Sonneneinstrahlung, Nässe, Feuchte, Frost, Schnee, Staub und Salz beurteilt. Zusätzlich gibt es Versuche zu Wasserdurchfahrten, Wassermanagement, Verschmutzung, Korrosion, Vereisung und Klapperverhalten. Mit Dauerfahrversuchen wird das Langzeitverhalten überprüft.

Mit organisatorischer Integration werden hier alle Themen zum Projektmanagement und zur Dokumentation sowie weitere Themen zusammengefasst. Die Definition zu den Anforderungen an das Gesamtfahrzeug erfolgt oft durch oder zu mindestens mit der Beteiligung des Fachbereiches Gesamtfahrzeug. Hieraus werden Dokumente zur Planung erstellt, die den zeitlichen Ablauf, die vorgesehenen Versuche, die Anzahl der benötigten Versuchsträger sowie deren Ausstattung und den angestrebten Reifegrad enthalten. Die Mitarbeiter aus dem Fachbereich Gesamtfahrzeuge überarbeiten und pflegen diese Dokumente laufend. Die Stückliste stellt einen integralen Bestandteil für die Gesamtfahrzeugprozesse dar und dient zum Beispiel als Basis für das sogenannte Gewichtsmanagement. Insbesondere die Reifegradverfolgung stellt einen der wichtigsten Prozesse im Gesamtfahrzeug dar und dient der abschließenden Gesamtfahrzeugfreigabe. Hausintern ist dies meistens eine Voraussetzung zum Produktionsstart und beinhaltet die amtliche Freigabe mit Homologation und Zertifizierung. Im Zusammenhang mit dem Thema Gesamtfahrzeug wird gerne der Begriff Typbegleitung verwendet, der sich aus der Begleitung eines Fahrzeugtyps bis zur Reife ableitet und nicht die eigentliche Typprüfung meint.